Es regnet draußen und ich habe Lust an meinem Blog weiter zu schreiben und vielleicht etwas Inspiration zu schenken. Dieses Mal soll es um konzeptionelle Fotografie gehen. In vergangenen Blogbeiträgen hatte ich von meinem Veränderungsprozess in der Fotografie geschrieben. Meinem Wunsch etwas zu verändern, mich weiterzuentwickeln, eingefahrene Wege zu verlassen und kreativ zu sein.

Bisher habe ich mich bei meinen Shootings treiben lassen. Auch dabei ist Sehenswertes entstanden und auch diese Art der Fotografie hat mir Spaß gemacht. Die Ergebnisse waren aber eher zufällig und in der Regel sind immer ähnliche Einzelbilder von Menschen entstanden.

Wie gehe ich vor?

Der fotografische Prozess beginnt lange vor dem eigentlichen Fotoshooting. Ich habe mir ein Ideenbuch angelegt. Auf dem iPad bzw. iPhone und physisch als A4 Heft. Hier beginnt der kreative Prozess. Das iPhone habe ich eigentlich immer dabei. Wann immer mir etwas einfällt oder ich ein Foto sehe das mir gefällt, schreibe ich diese Ideen auf und speichere mir die Fotos ab. Aus diesen Ideen entstehen dann die Fotogeschichten, die ich ausarbeiten und umsetzen möchte.

Ideen brauchen Zeit zum Reifen. Stresst Euch nicht und setzt Euch nicht unter Druck. Kreativität braucht Zeit. Sammelt erst einmal Eindrücke. Schaut Euch Bildbände an – ich liebe Bildbände – geht nach Corona in Gallerien und Ausstellungen. Ich habe mir z.B. Bücher von alten Meistern der Malerei gekauft. Kreativität bedeutet, dass aus einer Idee eine weitere Idee entsteht. Es geht um unsere Art zu Denken und was wir mit diesen Gedanken tun.

Verurteilt Eure Gedanken oder Ideen nicht, nehmt sie an, verknüpft sie zu Neuem. Es gibt keine schlechten Ideen nur Ideen die noch nicht vollständig sind. An diesen Ideen könnt Ihr arbeiten.

Fangt an, es macht Spaß.

Arbeitsbuch anlegen, fotografieren gehen, ausdrucken, reflektieren, weiterentwickeln. Wenn Ihr mit den Ergebnissen nicht zufrieden seid, dann wiederholt das Shooting einfach und verändert die Dinge die Euch beim ersten Mal nicht gefallen haben.

Ich möchte Euch an einem Beispiel zeigen wie ich vorgehe.

Ihr habt eine Idee gefunden die Euch begeistert und nicht mehr loslässt? Dann ist der Moment gekommen diese Idee auszuarbeiten und eine Geschichte daraus zu formen.

Ich wollte Körperkunst fotografieren. Dazu habe ich angefangen Bilder zu sammeln, beim sammeln von Ideen bin ich auf Tanzfotografie gestoßen. Das fand ich spannend. Mich faszinieren emotionale Bilder und so habe ich diese beiden Ideen miteinander verknüpft und daraus ist eine Serie entstehen lassen.

Ich versuche systematisch an die Ausarbeitung heranzugehen und folgende Fragen zu beantworten.

Was möchte ich zeigen oder mit meinen Bildern erzählen?
Die Idee muss in kurzen Sätzen beschrieben werden. Das müssen keine Romane sein. Warum erzähle ich diese Geschichte überhaupt? Welche Gedankengänge möchte ich anstoßen? Wer soll die Bilder sehen? Wie und wo sollen die Ergebnisse präsentiert werden? Was brauche ich um die Geschichte zu erzählen? Was ist das Grundthema?

Macht Euch Gedanken zur Dramaturgie. Wie will ich die Geschichte erzählen?

Denkt daran – Wir als Fotografen entscheiden was passiert, der Betrachter entscheidet wie es passiert. Dafür legen wir die Leitplanken für die spätere Interpretation des Betrachters fest.

Legt Euch eine Bildersammlung an. Ich mache das mit Pinterest. Hier sammelt ihr Eure Ideen zum Thema.

Gebt dem Projekt einen Namen: In meinem Fall war es „Body Art“ Ballerina

Was will ich sagen bzw. zeigen?
Es soll um eine emotionale Bildserie gehen, die das Thema „Sehnsucht“ aufgreift. Es sollen Körper – Geist und Seele in den Bildern verschmelzen.

Grundstimmung: melancholisch, sehnsuchtsvoll

Anzahl der Bilder in der Serie: 5-8 Bilder

Wie sollen die Bilder gezeigt werden? Zusammenhängend als Druck und einzeln auf Instagram.

Musik: passende Musik ist extrem wichtig. Sie sollte von der Tänzerin kommen.

Was bedeutet „sehnsuchtsvoll“? Dafür kann man Google verwenden. Sucht einmal nach dem Begriff und lasst Euch passende Bilder dazu anzeigen.

Wie möchtet ich die Geschichte erzählen?

Einzelbilder, korrespondierende Bildpaare, zusammenhängende Geschichte.

Die Dramaturgie

Ihr braucht ein Leitbild, ein Charakterportrait, einen thematischen Zusammenhang, ein Aktionsbild und Dateilaufnahmen die Ruhe ausstrahlen.

Welches Outfit ist geeignet? Ballerina, Tanzkleid, Tanzbody, wenig Muster, einfach, natürliches Make Up.

Technik? Studioshooting, analoge Aufnahmen (Film: Ilford Delta 100) in schwarz/weiß

Licht: Low Key um die Stimmung zu unterstützen

Mein Moodbord für das Shooting sah folgendermaßen aus:

So sehen die Ergebnisse aus diesem Shooting aus.

In groß könnt Ihr die Bilder auf meiner Webseite sehen:

https://www.larswalter.de/ballett.html

Ich hoffe Ihr seid jetzt „inspiriert“. Viele Spaß beim ausprobieren!