Das Projekt

In diesem Beitrag möchte ich Euch zeigen, wie ich beim digitalisieren von meinen 6×6 Mittelformat Negativen vorgehe.

Anders als meine Kleinbildnegative (die scanne ich), fotografiere ich die 6×6 Negative ab. Warum? Zum einen geht es, bei einer sehr guten Qualität, sehr schnell. Zum Anderen sind Scanner für das Mittelformat recht teuer und das Scannen dauert relativ lange. Was liegt also näher als die DSLR oder Systemkamera dafür einzusetzen.

Einfach erklärt, beleuchtet man die Negative von hinter und drückt den Auslöser. Na ja, so einfach ist es dann doch nicht, ein paar Dinge sind schon zu beachten. Aber der Reihe nach.

Was brauchen wir für unser Vorhaben – oder besser was verwende ich:

  • Kamera und Objektiv, in meinem Fall eine Sony A7R3 und ein Sony G 90mm f2.8 Macro Objektiv
  • Einen Leuchttisch A4 LED, wichtig ist eine gleichmäßige Ausleuchtung
    Ich habe euch einen Amazon Link eingefügt


  • Dann benötigt Ihr einen Rahmen, in den ihr das Negativ einspannen könnt. Ich habe mir bei Amazon einen Scannerrahmen von einem HP Scanner gekauft. Trotz langer suche, habe ich nichts anderes gefunden. Es erfüllt aber seinen Zweck recht gut. Sieht nur nicht so toll aus. Hier gehts zum amazon Link

  • Mit der folgenden Konstruktion, die mir ein Freund – Danke Jensi – gebaut hat, kann ich den Leuchttisch und den Scannerrahmen einspannen. Das war recht schnell gebastelt. Ihr erkennt es auf den Bildern ganz gut. Den Rahmen für die Negative habe ich auf eine Pappe aufgeklebt und einen Schlitz freigelegt. Nur einen, weil ich die Konstruktion nachher nach rechts bzw. links verschiebe und so jeweils ein Bild weiter gehe.


  • Das ganze muss gut ausgerichtet werden, da ich die Konstruktion an der Kante des Schrankes parallel verschieben kann. So ist es ganz einfach möglich die drei Negative, ohne Änderungen an den Kameraeinstellungen, abzufotografieren.
  • Auf der Kamera habe ich ein kleine 3D Wasserwaage auf den Blitzschuh gesteckt um die Kamera besser auszurichten zu können.

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Weiterhin benötigt Ihr:

  • Einen Blasebalg um Staub von den Negativen zu pusten

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  • eventuell einen weichen Pinsel
  • Einmal Handschuhe, ohne Talkum um Fingerabdrücke zu vermeiden. (Ohne Puder sind alle Lebensmittelechten Handschuhe)
  • eine kurze Wasserwaage ist hilfreich
  • ein Stativ für die Kamera

Der Ablauf

Nun ist alles eingerichtet. Jetzt beschreibe ich meinen Ablauf und erkläre auf was ihr achten solltet.

Den Film schneide ich in Streifen à 3 Negative. Natürlich fasse ich die Negative nur mit den Handschuhen an um Fingerabdrücke zu vermeiden.

Jetzt spanne ich den Filmstreifen in den Rahmen ein. Achtet darauf, dass der Film möglichst wenig gewölbt ist und plan aufliegt.Weil der Filstreifen etwas zu kurz ist, habe ich ein Stück Film dazwischen geklemmt, damit der Rollfilm auch an dieser Stelle plan ist.

Durch den nahen Abstand und das Makroobjektiv ist die Tiefenschärfe relativ klein. Ich fotografiere später das Negativ spiegelverkehrt um noch etwas mehr Schärfe herauszukitzeln und spiegle es später in Lightroom. Der Film muss so eingespannt werden, dass die glänzende Seite (das Trägermaterial zur Leuchttafel zeigt).

Die Kamera steuere ich vom Rechner aus um Verwacklungen zu vermeiden und schieße die Bilder auch direkt in den Rechner. Ich kann so die Schärfe am Bildschirm besser bewerten. Außerdem entfällt ein Arbeitsschritt. Die Bilder müssen nicht in den Rechner importiert werden. Wenn ihr eine DLSR verwendet, stellt am Besten die Spiegelvorauslösung ein um auch hier mögliche Verwacklungen zu vermeiden. Ich verwende ja eine Sony, da ist das nicht notwendig, weil sie keinen Spiegel hat.

Nun zu den Kameraeinstellungen. Ich fotografiere mit einem 100mm Makro. Denkt daran den Bildstabilisator auszuschalten! Sonst holt ihr euch Unschärfe ins Bild. Der Bildstabilisator versucht auszugleichen wo es nichts auszugleichen gibt. Also aus. Das gilt eigentlich immer, wenn die Kamera auf einem Stativ steht.

Ich stelle die Kamera auf den Manuellen Modus.

Meine Startblende ist eine Blende 11. (Beste Qualität bei einer guten Schärfentiefe) und jetzt regle ich die Zeit nach bis die Belichtung ausgewogen ist. Ich nehme die Belichtungsanzeige und das Histogramm zur Hilfe. Wenn die Belichtung korrekt ist, dann steht +/-0.0 im Display. Ist der Film durchgehend korrekt belichtet, braucht ihr nichts mehr zu ändern. Wenn ein Negativ über oder unterbelichtet ist, regelt ihr einfach die Zeit nach.

Ich stelle den Fokus manuell ein. Bei der DLSR im Live view Modus, bei einer Systemkamera auf jeden Fall die Display Lupe verwenden. Verlasst euch nicht allein auf das focus peaking. Ich stelle die Schärfe auf das Korn in der Mitte des Negativs ein und kontrolliere dann noch den linken und rechten Bildrand.

Bild auslösen! Kurze Kontrolle am Monitor ob die Schärfe passt. Dann verschiebe ich meine Konstruktion und fotografiere die anderen beiden Negative.

Wenn ich mit dem Film durch bin, dann geht es an den Import zu Lightroom. Als tethered shooting Software (Aufnahme direkt in die Kamera) nutze ich Capture On, weil die Sony in LR nicht integriert ist. Falls ihr zur Canon oder Nikon Fraktion gehört, könnt Ihr direkt in LR fotografieren und müsst nicht mehr importieren.

Bildbearbeitung in Lightroom

Stellt den „Entwickeln“ Modus ein

Da Ihr ja ein Farbbild beim Abfotografieren des Negativs erzeugt habt, stellt in LR das Bild auf Schwarzweiß.

Im nächsten Schritt erstellt ihr aus dem Negativ ein Positiv. Fasst die beiden Punkte in der Gradiationskurve an und schiebt diese in die jeweilige andere Endposition. (Siehe Grafik)

Das Ergebnis speichert ihr einmalig als „Eigene“ unter dem Namen „Negativ entwickeln“ ab. Zukünftig wählt Ihr dann diese Einstellung einfach aus. Das geht dann ganz fix.

Das Bild muss jetzt „horizontal gespiegelt“ werden. Diese Funktion findet ihr im Menü „Foto“ (Ihr habt das Bild spiegelverkehrt aufgenommen)

Als nächsten Schritt schneidet ihr das Bild zu und richtet es gerade aus. Dafür nutzt ihr den Regler „Auto“. Das passt zu 95%. Sonst müsst Ihr händisch an den Reglern drehen.

Jetzt noch das Feintuning der Tonwerte.

Dazu korrigiert ihr Helligkeit und Kontrast. Den Schwarzwert schiebt ihr recht weit nach Links. Mit den anderen Reglern spielt ihr etwas herum. Orientiert Euch an dem Beispiel im nächsten Bildschirmfoto.

Das ganze Prozedere dauert etwa pro Bild 2 Minuten. Viel mehr mache ich an meinen analogen Bildern nicht.

Sollten noch Bildfehler weggemacht werden müssen, Staub oder grobe Kratzer, springe ich in Photoshop und nach der Retouche wieder zurück.

Zum Schluss gibt es noch ein Ergebnis mit einer dazugehörigen 100% Ansicht.

Aufgenommen mit einer Pentacon SIX TL, Rollfilm Ilford FP4, entwickelt in Ilfosol DDX im Verhältnis 1:4

* * *

Viel Spaß beim ausprobieren. Wenn Euch die Anleitung gefallen hat, dann schreibt einen Kommentar unter diesen Beitrag.

2 thoughts on “Analogfotografie – Negative abfotografieren

  1. Moin Lars,
    Gerade für KB ist Abfotografieren auch sehr effektiv.
    Was mit aufgefallen ist: Du schattest das Seitenlicht nicht ab (oder fotografierst im Dunklen, was man hier nicht sieht). Das frisst schon Kontrast. Bei Farbe würde es auch die Farben verfälschen.

    Gruß
    Rüdiger

    1. Hallo Rüdiger, Du hast natürlich Recht. Heute habe ich das Seitenlicht auch abgedeckt. Man entwickelt sich halt über die Zeit 🙂 Lieben Dank für Deinen Kommentar. VG Lars

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